Joop Hoogervorst

Warum ich als Priester den Cursillo so sehr schätze

Es gibt viele Gründe, warum ich die Erneuerungsbewegung Cursillo für äußerst wertvoll und bedeutsam halte, gerade auch mit Blick auf die Zukunft der Kirche. Zwei Dinge möchte ich gerne nennen:

  • Als ich in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts meinen Cursillo in der Wiener Neustadt machte, erlebte ich ein Zusammenspiel von Laien und Priestern, das ich für zukunftsweisend für die Kirche halte: Nicht einer der beiden Priester leitete den kleinen Glaubenskurs, sondern ein Laie. Dadurch waren die beiden Priester frei für ihre eigentlich priesterlichen Aufgaben und brauchten sich überhaupt nicht um organisatorische Dinge zu kümmern. Das habe ich mitgenommen in meinen priesterlichen Dienst. So habe ich z.B. versucht, den Vorsitz im Kirchenvorstand Laien zu überlassen, die nicht selten um einiges kompetenter in geschäftlichen und finanziellen Dingen waren als ich. Und es war mein Bemühen, Menschen mit Charismen zu finden, die dann nicht zu meinen Helferinnen oder Helfern wurden, sondern eigenständig ihren Dienst am Aufbau der Gemeinde versahen. Natürlich geht das einher mit –sagen wir mal- “ Verlust an Macht“. Ich kann bei einer solchen Vorgehensweise nicht mehr alles bestimmen, wie ich es möchte. Ist das schlimm? Oder entsteht erst so wirklich Gemeinde? Ganz sicher ist der noch immer stark verbreitete Klerikalismus ein schlimmes Hemmnis für eine lebendige Entwicklung unserer Kirche.

 

  • Was ich weiter so wertvoll am Cursillo finde ist, dass er wesentlich ist. Keine endlosen und unfruchtbaren Diskussionen über Zölibat, Frauenpriestertum oder Reichtum der Kirche finden statt, sondern das, was das Wesen unseres Glaubens ausmacht. An erster Stelle steht beim Cursillo die Liebe eines barmherzigen Gottes, der den verlorenen Sohn/die weggelaufene Tochter in die Arme schließt. Dann folgt das Thema der Gnade, das entfaltet wird durch die Beschäftigung mit den Sakramenten, die als Rendezvous der Liebe Gottes mit uns heilsbedürftigen Menschen dargestellt werden. Dadurch werden wir „vergöttlicht“, wie es die alten Kirchenväter immer wieder betont haben. Auch das Thema Schuld, Sünde und Versagen wird nicht ausgespart, weil wir mit Blick auf Gottes barmherzige Liebe dazu stehen können, uns eingestehen dürfen, dass nicht alles in unserem Leben gut ist. Das führt zur Ehrlichkeit mit uns selber.

Wo finden wir heute in der Verkündigung, in der Kommunion- und Firmvorbereitung oder im normalen Gemeindeleben etwas wieder von diesen „Essentials“ unseres christlichen Glaubens? Der Cursillo hat mir gezeigt, dass es auch heute möglich ist, über diese wesentlichen Glaubensdimensionen zu reden. Und ich habe erlebt, welche Freude, ja Begeisterung es auslöst, wenn man nicht an der Oberfläche stehenbleibt, sondern den Mut hat, tiefer in den Reichtum des Glaubens herabzusteigen. Und was für eine lebendige und frohe Gemeinschaft dann entsteht!

Zurückschauend auf viele Jahrzehnte Arbeit im Weinberg des Herrn kann ich als Priester nur glücklich sein, dass mir der Cursillo begegnet ist.

Joop Hoogervorst, Priester i.R., Bistum Hildesheim

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