Ich und der Cursillo
Normalerweise würde ich eine Überschrift, die mit „Ich“ anfängt ablehnen. Schließlich soll mit Text und Überschrift ein anonymer Leser angesprochen werden. Beim Cursillo geht es aber nicht um Anonymität. Es geht wirklich um mich, um Sie und um jeden Einzelnen, der bereit ist dabei zu sein.
Im Herbst 2017 habe ich in Horrem, das liegt zwischen Köln und Aachen, meinen ersten Cursillo absolviert. Eine Freundin, selbst lange im Team, hatte mich zuvor neugierig gemacht. Nun wollte ich für ein paar Tage raus aus dem Alltagstrott und freute ich mich auf interessante Diskussionen zum Thema Glauben. Das erste was mich überraschte, war der herzliche Empfang. Man sah an der spürbaren Begeisterung schnell, wer zu den Cursillistas und wer noch zu den umschauenden, abwartenden Teilnehmern gehörte.
Am zweiten Tag war das auf den ersten Blick schon nicht mehr so einfach. Noch nie habe ich so schnell aus einer Gruppe von Männern und Frauen, Jungen und Alten, Schüchternen und Selbstbewussten, Glaubenslaien und Theologen, eine vertraute Gemeinschaft entwickeln gesehen. Aber auch unsere Begleiter waren gerade durch die unterschiedlichen Lebenserfahrungen für jeden Einzelnen ein Geschenk. Sie lebten uns den Glauben ganz individuell vor. In den Impulsen zeigten sie, dass der Glaube kein isoliertes Gegengewicht zum Alltag, sondern ein Fundament in diesem Alltag sein kann. Für mich stand das doppelte Liebesgebot Christi im Mittelpunkt des Wochenendes: „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben … und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Lukas 10,27 b). Wie eng diese Gebote zusammenhängen, wurde beim Cursillo deutlich. Wenn wir Gott lieben, wie können wir dann den Nächsten ausgrenzen? Wie sollen wir unserem Nächsten helfen, wenn wir nicht auch um uns selber Sorge tragen? Kein Bereich dieser Liebe kann abgetrennt werden, ohne dass die anderen Risse bekommen. So kam es zu vielen interessanten Gesprächsrunden. In meinem Theologiestudium (Grundschullehramt) bin ich allen Einzelthemen bereits begegnet und dennoch sind sie mir nie so nahe und so lebendig geworden wie hier.
Die drei Tage gingen viel zu schnell vorbei und am Ende hatte jeder einen Erfahrungsschatz im Gepäck, den er mit nach Hause nehmen konnte. Das wichtigste war aber die Kraft, die aus dieser Gemeinschaft in uns selber gewachsen war.
Ein Jahr später, im Oktober 2018, habe ich mit meinem Mann zusammen einen zweiten Cursillo besucht. Es war das gleiche Team, aber eine neue Teilnehmergruppe. Es war für mich spannend zu beobachten, wie die Gemeinschaft sich wieder neu entwickelte und obwohl die angesprochenen Themen die gleichen waren, konnte ich wieder neue Anregungen mitnehmen. Es wurde gemeinsam gelacht, getröstet, gegessen, gesungen und Gottesdienst gefeiert. Und wieder stand für alle fest, dass es gutgetan hat, dabei gewesen zu sein. Unser Leben war durch Cursillo ein Stück bunter geworden! Dies wünsche ich auch Ihnen:
„De Colores“
Bringen Sie mit Cursillo neue Farben in ihr (Glaubens-)Leben!
Monika Ott